Rappel sujet Allemand LV1 CCIP 2018.

EXPRESSION ECRITE

Sujet: Warum der Protest sich ausweiten könnte

Seit der Bundestagswahl gilt Ostdeutschland wieder einmal als Schmuddelecke der Republik. Doch das Unbehagen, das dort vorherrscht, könnte sich noch weiter ausbreiten.
Immer wenn es ganz dick kommt, ist der Osten Deutschlands großes Thema. Wie jetzt wieder nach der Wahl. Zwischen Fichtelberg und Kap Arkona hat die AfD etwa doppelt so viele Stimmen wie im Westen geholt. Und weil Meinungsforscher herausfanden, dass mehr als ein Viertel der Männer im Osten die Partei wählten, wird seit Tagen mit überwiegend hanebüchenem Ausstoß am Ost-Mann herumpsychologisiert.
Er ist jetzt der Problembär der Republik, in deren Vorstellung er einsam und von allen Frauen verlassen in seinem Plattenbau hockt und diesen nur verlässt, um Ausländer zu verprügeln, die Bundeskanzlerin anzubrüllen und falsche Parteien zu wählen.[…]
Zunächst zur Globalisierung. Als die Ostdeutschen die Mauer einrissen, trafen sie auf eine nicht zuletzt im Wettstreit der Systeme zu einem üppigen Sozialstaat ausgebaute Bundesrepublik mit Tariflöhnen, langem Arbeitslosengeld und guten Renten. Das ging noch etwa ein Jahrzehnt lang gut, bis Deutschland zunehmend unter Druck geriet. Globale Warenströme und entfesselte Finanzmärkte begannen, das Geschehen stärker zu bestimmen als die Politik. Die hechelte, etwa mit der Agenda 2010, dem enormen Tempo hinterher. Die Folgen sind in ganz Deutschland zu spüren, doch werden diese im Westen bis heute von einer noch robusten Wirtschaft mit vielen Alternativen sowie einer gefestigten Gesellschaftsordnung abgefedert, während die Entwicklung im Osten auf eine instabile Gesellschaft mitten im Umbruch traf sowie auf eine Wirtschaft, die nach der beispiellosen Deindustrialisierung gerade erst wieder keimte.
Der Aufruhr jetzt liegt auch daran, dass die Generation der zur Wende Vierzigjährigen im Osten gerade ihre Rentenbescheide empfängt, die auf Erwerbsbiographien aus ABM1, Minijobs und Zeitarbeit beruhen. Ihre Kinder und Enkel wiederum sehen, dass sich das nicht ändert, vielmehr geht es eiskalt weiter: Kürzlich feuerte ein Privatkonzern in Thüringen nach der Übernahme einer Suchtklinik die Hälfte des Reinigungspersonals. Die Patienten putzen seitdem selbst mit, was durchaus Teil der Therapie sein kann; die über Beiträge aller Sozialversicherungspflichtigen finanzierten Pflegesätze allerdings blieben gleich, den nun größeren Gewinn streicht der Betreiber ein. Mit sozialer Marktwirtschaft hat das nichts mehr zu tun, es regiert der nackte Kapitalismus – und zwar ziemlich genau so, wie es in den Lehrbüchern im DDR-Staatsbürgerkunde-Unterricht geschrieben stand.
Zur Gängelung. Die DDR trat – es ist anzunehmen, bei Bewusstsein – der Bundesrepublik zu deren Bedingungen bei. Die Ost-Bürger handelten die Regeln der neuen Gesellschaft nicht untereinander aus, sondern übernahmen sie. Das trägt bis heute zu einem Gefühl der Fremdbestimmung bei. Denn es bedeutete auch, dass ein über vierzig Jahre im Westen gewachsenes System aus Vorschriften, Standards und Kontrollen im Osten vom ersten Tag an ohne Wenn und Aber galt. Für ein am Boden liegendes Land und seine Wirtschaft ist das ein enormes Hindernis, das der Aufbau-Boom nur zeitweise überdeckte und das sich seit der Jahrtausendwende mit immer neuen EUVorschriften auch noch potenziert.[…]
Der Unmut ist offensichtlich so stark und die Antworten etablierter Parteien so schwach, dass selbst radikales Vokabular und völlig fehlender Anstand mancher AfD-Bewerber auch solide Mittelständler und Kommunalpolitiker nicht davon abhielten, die Partei zu wählen. Traditionelle Bindungen an Parteien oder auch nur an Kirchen und Vereine gibt es im Osten ohnehin kaum. Dass zwischen Elbe und Oder immer wieder Männer auffällig werden, liegt auch daran, dass sie in der Mehrheit sind. In manchen Ost-Landkreisen gibt es in der Altersgruppe der 18- bis 29Jährigen 25 Prozent Männerüberschuss. Gerade junge Frauen im Osten sind mobil und ziehen der Arbeit hinterher. Männer dagegen sind eher sesshaft und kommen, auf sich allein gestellt, auf merkwürdige Ideen. „Ich werde so lange zu Pegida gehen, bis ich einen Job und eine Frau gefunden habe“, hat ein junger Teilnehmer mal bei einer Diskussion in Dresden erzählt. Wer bitte sagt ihm, dass es so wohl nichts werden wird?
Durch den Aderlass an Frauen und überhaupt jungen Leuten fehlt es im Osten gerade auf dem Land auch an einer temperierenden Mitte, die Aggressionen bremsen könnte. In einer solchen Gemengelage war dann die Ankunft von Asylbewerben samt der als Doktrin aufgefassten Ansage „Wir schaffen das“ nur noch der buchstäbliche Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. „Sie immer mit Ihren Flüchtlingen!“, bekam Sachsens Integrationsministerin Petra Köpping von ostdeutschen Bürgern zu hören. „Integrieren Sie doch erst mal uns!“ Das war egoistisch, selbstbezogen und äußerst unchristlich, aber es war wohl auch: ein Schrei nach Wahrnehmung.[…]
Ostdeutschland spielt im gesamtdeutschen Diskurs nur als Problemfall eine Rolle. Das nervt auch diejenigen, denen nach der Wiedervereinigung der Neubeginn geglückt ist. Dabei ist das die Mehrheit der Ostdeutschen. Sie haben Firmen gegründet, umgeschult, noch mal ganz von vorn angefangen. Sie haben die Chance der neuen Zeit oft unter großen Entbehrungen genutzt. Doch von ihnen und auch den Erfahrungen insbesondere der harten Nachwendezeit war bisher kaum die Rede. Stattdessen guckt der Westen immer nur dann genau hin, wenn im Osten etwas seinen Erwartungen zuwiderläuft. Dann folgen Vorwürfe und Belehrungen. Undankbar seien sie, die Ossis, teuer, nicht in der Demokratie angekommen. […]
Der Fehler ist dabei offensichtlich: Es ist kein Ost-Thema, sondern geht ganz Deutschland an. Die Entwicklung im Osten wirkt, vor allem bei den Globalisierungsfolgen, wie eine Blaupause für das, was auch auf den Westen zukommt und was, siehe Wahlergebnis, bereits jetzt zu spüren ist. Die AfD fängt dieses Unbehagen ein, Lösungen hat sie nicht. Höchste Zeit, dass die anderen Parteien sie entwickeln und dann danach handeln. 881
1 Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen
Stefan Locke, 02.10.2017, Frankfurter Allgemeine Zeitung

Répondez en allemand aux questions suivantes : (250 mots environ pour chaque réponse).
1 Wie erklärt der Autor den Erfolg der AfD im Osten Deutschlands?
2 Wie sollten Ihrer Meinung nach die traditionellen Parteien auf das beschriebene Unbehagen in Deutschland und Europa eingehen?

Proposition de traduction de la version Elvi LV1 2018 :

Ce ne fut pas un hasard si, juste / pile au moment où l’ambulance fit irruption sur la place / arriva / s’engagea sur la place et où l’on se mit à entendre / où l’on entendit la sirène, Fenia Xenopoulou pensa « secours ». Cela faisait des jours qu’elle n’avait pensé à rien d’autre / qu’à cela, c’en était devenu une idée fixe, et c’est la raison pour laquelle, à ce moment-là, elle pensa : « Secours » ! Il faut qu’il me sauve !
Assise pour le dîner à une table du restaurant Menelas, qui se situait / situé juste en face de l’hôtel Atlas, Fenia / elle se trouvait avec Kai-Uwe Frigge que, dans l’intimité /qu’en privé, depuis une liaison avec lui deux ans auparavant, elle appelait Fridsch. Frigge, un homme au milieu de la quarantaine, originaire de Hambourg, depuis dix ans / installé depuis dix ans à Bruxelles, avait connu une ascension professionnelle impressionnante / fulgurante ? : désormais, il était chef de cabinet à la direction générale pour le commerce / commerciale, et ainsi le directeur influent du bureau de l’un des commissaires les plus puissants de l’Union Européenne / d’un des commissaires européens les plus puissants.
Que, dans cette ville où l’on trouvait tant de restaurants gastronomiques / de grande qualité, l’un et l’autre / ils se retrouvent justement chez un Grec [avec une ma-jus-cule] qui se révéla plutôt moyen / médiocre, n’avait pas été le souhait / à la demande de Fenia X., elle n’avait ni mal du pays ni nostalgie des goûts et arômes / parfums de la cuisine de son pays. C’est Kai-Uwe Frigge qui le lui avait proposé : il voulait signifier / montrer un signe de solidarité à sa collègue grecque [minuscule] au moment où, après la quasi-faillite de l’Etat [ma-jus-cu-le] grec et le quatrième paquet de sauvetage de l’Union Européenne, les « Grecs » étaient, aux yeux de ses collègues comme dans l’opinion publique, très mal vus.
Lorsqu’il lui envoya un mail avec « Menelas ? » comme lieu de rendez-vous / de rencontre, il était certain de marquer un point / de viser juste, et elle lui avait répondu « OK ». Elle, cela lui était / avait été égal / elle s’en moquait bien. Cela faisait trop longtemps qu’elle vivait et travaillait à Bruxelles pour se préoccuper / se soucier encore de patriotisme. Ce qu’elle voulait, c’était : être sauvée. Elle. / qu’on la sauve. Elle. / que quelqu’un la sauve. Elle.

d’après Robert Ménasse, Die Hauptstadt, Suhrkamp, 2017

Proposition de traduction du thème Elvi LV1 2018 :

Lange war ich überzeugt, zu wahren / richtigen / echten Begegnungen unter Menschen komme es nur auf der Straße / nur auf der Straße seien richtige / wirkliche Begegnungen mit Menschen möglich / Menschen könnten einander nur auf der Straße richtig / wirklich begegnen / man könne Menschen nur auf der Straße wirklich begegnen / Ich war lange überzeugt, Menschen ließen sich eigentlich nur auf der Straße kennenlernen.

Und darum/deshalb/deswegen/aus diesem Grund wartete ich auf Stioppas Tochter auf dem Bürgersteig / Gehweg gegenüber (von) ihrem Wohnhaus, ohne sie zu kennen.

„Ich werde dir alles erklären / Ich erkläre dir (schon) alles“, hatte sie mir am Telefon gesagt/hatte sie am Telefon zu mir gesagt.[…]

Ja/In der Tat, wenn ich sie / ich mich mit ihr hatte treffen wollen / plus élégant : Hatte ich den Wunsch gehegt, mich mit ihr zu treffen, dann (eben) deshalb, weil ich hoffte, dass sie mir „Erklärungen“ geben / liefern würde / dann dann in der Hoffnung, sie würde mir “Erklärungen” liefern. / Hatte ich den Wunsch nach einem Treffen mit ihr gehegt, so in der Hoffnung, sie würde… / so lag das in der Hoffnung begründet, sie würde mir “Erklärungen“ liefern.

Vielleicht würden diese/sie mir helfen, meinen Vater besser zu kennen / kennenzulernen, einen Fremden / Unbekannten, der schweigend an meiner Seite durch die Alleen des Bois de Boulogne ging/ der entlang den Alleen des Bois de Boulogne schweigend an meiner Seite schritt / der schweigend / still an meiner Seite die Alleen des Bois de Boulogne entlangging / entlangspazierte.

Sie, die Tochter von Stioppa / Stioppas Tochter / die Tochter Stioppas und ich, der Sohn des Freundes von Stioppa / der Sohn von Stioppas Freund /Sie, die Tochter Stioppas, und ich, der Sohn seines Freundes, hatten sicher / sicherlich Gemeinsamkeiten / einiges gemeinsam. / Ihr als Stioppas Tochter und mir als Sohn seines Freundes war sicherlich einiges gemeinsam.

Und ich war (mir) sicher, sie wusste ein bisschen mehr / etwas mehr vom ihm als ich.

Zur selben Zeit/Zu ebenjener Zeit sprach mein Vater hinter der halbgeöffneten / leicht geöffneten / einen Spalt geöffneten Tür seines Arbeitszimmers am Telefon. //Damals sprach mein Vater am Telefon, als ich hinter der halb geöffneten Tür seines Arbeitszimmers folgende Worte vernahm, die mich stutzig gemacht hatten: „Die Russenbande vom Schwarzmarkt. “

Einige seiner Wörter / Ein paar der von ihm verwendeten Begriffe / Einige Dinge, die er sagte, hatten mich stutzig / neugierig gemacht: “Die Russenbande vom Schwarzmarkt“.

Nahezu / Fast vierzig Jahre später stieß ich auf eine Liste russischer Namen / fiel mir eine Liste russischer Namen in die Hände, es waren diejenigen großer Schwarzmarkthändler/Schwarzmarktschmuggler in Paris unter der deutschen / unter deutscher Besatzung / …stieß ich auf eine Liste mit russischen Namen, und zwar von großen Schwarzmarkthändlern. […]

War Stioppa einer von ihnen?/Befand sich Stioppa unter ihnen? / Und (auch) mein Vater unter einer falschen russischen Identität? / unter falscher russischer Identität?

Ich stellte mir ein letztes Mal diese Fragen, bevor sie für alle Zeit / auf alle Ewigkeit unbeantwortet bleiben würden / bevor sie unbeantwortet in der finsteren Vergangenheit verschwinden würden / in den Tiefen der Zeit/ auf immer und ewig versinken/verschallen/verhallten.

nach Patrick Modiano